Der Zufall stand Pate ... doch inzwischen finde ich, dass es eine richtig gute Idee sein könnte, mit sprechenden Arbeitsheften individuelles Lernen zu fördern und Lehrpersonen gleichzeitig zu entlasten.
Gleich zu Beginn: Man verstehe meine „sprechenden“ Magazine bitte als Einstiegsidee in die Welt des kollaborativen improvisierenden Lernens. Auch als agiles Lernen bekannt. Also den Lernenden die Möglichkeit zu geben, sich selbstständig im Team ans Ziel des Bildungsplans durchzukämpfen. Um viel mehr zu lernen als das Wissen. Entwicklungsorientierung nennen wir dies an der Hochschule für agile Bildung in Zürich. Improvisation möge man bitte verstehen wie die Improvisationen von Jazzmusiker:innen, die erst als Band die Aussagekraft und Stärke bekommen und dies nicht durch einen Plan von außen erreichen können. Das Problem an dieser Art des Lernens besitzt zwei Seiten: Die des Lehrenden und die der Lernenden. Das Problem des Lehrenden: Er muss seine bisherige Hauptrolle des Wissenden und Erklärenden ablegen und sich neu definieren. Als On-Demand-Lehrender und Prozessbegleiter. Im Vergleich zum erprobten Unterricht ein Paradigmenwechsel. Aber auch die Lernenden haben ein echtes Problem damit: Bei aller Dauerkritik an der „blöden Schule, den blöden Lehrern und den ungerechten Noten“ ist der erprobte Unterricht sehr entspannt. Man sitzt, man wartet ab, man schaltet sich zu und allzu häufig auch ab. Man büffelt auf Druck der Arbeiten. Aber man trägt keine Verantwortung. Die liegt beim Lehrenden, auf den man jede Schieflage schieben kann. Der übliche Unterricht ist für das Gehirn von Lernenden eigentlich wie chillige Ferien mit Dauerprotest. Kollaborativ improvisierendes Lernen ist Abenteuerurlaub mit Höchstanstrengung des Gehirns und der Lehrende ist die On-Demand-Absicherung. So sollte man sich der Idee eines sprechenden Physikmagazins nähern. Man würde als Lehrender sowie als Lernender einen Paradigmenwechsel vollziehen müssen, der einem erst einmal Unbehagen bereitet. Weil man als Lehrender Arbeit und Kompetenz abgeben und als Lernender Verantwortung und zusätzliche Arbeit aufnehmen muss. Kein einfacher Schritt. Aber am Ende für beide Seiten ein Schritt in eine ganz neue und äußerst wohltuende Welt des Lernens an der Schule. Kollaborative Improvisation tut einfach gut.
Arbeitsblätter, Unterrichtsanweisungen, Klassenarbeiten usw usw und stelle sich ein Kapitel zusammen, das man gerne seinen Schüler:innen beibringen würde. Aber anstatt dann mit diesen Blättern vor der Klasse zu stehen und allen gleichzeitig zu erklären, erklärt man es seinem Mikrofon, nimmt die Erklärung und Handlungsanweisung zum Beispiel mit Audacity auf, exportiert als mp3, benennt den Download um, lädt es bei Soundcloud hoch, kopiert die Adresse zur Audiodatei bei goqr.me hinein und erhält einen QR-Code, den man auf sein Arbeitsblatt packen kann. Damit die Schüler:innen auch am Wochenende ihre:n Lehrer:in begeistert zuhören können und dabei lustvoll am Arbeitsblatt arbeiten. :-)
Nehmen wir den letzten Satz mal weg ... aber die Sätze davor zeigen, wie einfach man sprechende Arbeitsblätter erzeugen kann. Kostenlos. (Bei Soundcloud allerdings in der Free-Version begrenzt - aber auch in der Pro-Version mit 100€ im Jahr bezahlbar) Wenn man als Fachschaft noch einen Schritt weiter gehen will, dann kann man sich die Aufgabe natürlich auch aufteilen und etwa bei epubli ein Arbeitsheft daraus erstellen lassen.
Und dann? Na ja, das Arbeitsblatt bringt jede Kamera eines modernen Smartphones zum Sprechen, indem man den QR-Code scannt und dem Link folgt ... oder noch einen Klick kürzer - mit einem QR-Code-Scanner scannt. ich empfehle den Kasperky Scanner, der schützt auch gleich noch ... und kostet trotzdem nichts.
Ich muss das am Anfang erwähnen. Sonst wird so mancher Vollblut-Physiker an manchen Stellen die Stirn runzeln. Ich habe die Erstellung dieser Magazine so gesehen wie einen „normalen“ Unterricht.
Nicht wie eine Unterrichts-Lehrprobe, die dann möglichst perfekt abgespult werden muss, um die mögliche Bestnote zu erreichen. Mit meinen Magazinen will ich keine Bestnoten erreichen. Ich bin out
of school und freue mich darüber, dass ich auch nach meiner Pensionierung für Schüler:innen und aktive Kolleg:innen noch ein wenig Ideen in das riesige Schulentwicklungsbecken einwerfen
kann - und damit an der Diskussion über Schule der Zukunft weiter ernsthaft teilnehmen darf. Ich habe die Magazine nach dem Pareto-Prinzip erstellt. Wie früher den normalen Unterricht bei vollem
Deputat. 20% Einsatz bringen 80% des Erfolgs. Um 100% zu erreichen, muss man für die letzten 20% Erfolg 80% Einsatz bringen. Also Prüfungslehrprobe. Im Alltag nicht zu schaffen. Außerdem nicht
effektiv. Auf die Magazine bezogen: Natürlich stecken da sicher noch einige kleine Detailfehler drin … und mein „Gespreche“ auf Soundcloud ist alles andere als Prüfungslehrprobe. 80%. Aber ich
will ja auch nur anstoßen. Ich würde mich riesig freuen, wenn diese kleine Idee weiterentwickelt werden könnte. Weil man damit meiner Meinung nach niedrigschwellig einmal in kollaborative
Improvisationswelten hineinschuppern kann.
Also von meiner Seite aus echte Paleto-Magazine - cc by ottokraz - deshalb ja auch frei verfügbar auf diesen Seiten - zum Weiterspinnen - aber auch für einen schnellen Probeeinsatz bei epubli
oder Amazon zu bestellen. epubli lässt das dankenswerterweise zu. Chapeau. Die OER Szene freut sich darüber riesig.
(Open Educational Ressources.)
die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, die sich daraus ergeben.
Für Physiklehrer:innen bin ich dabei, die Oberstufenphysik in dieser Art aufzuarbeiten. Auf der Suche nach dem richtigen Verhältnis von Fachrahmen und offenen Aufgabenstellungen. Alles als cc by
ottokraz angelegt ... also auch zu verwenden, wenn man es mit einzelnen Seiten versucht, die man aus den Magazinen kopiert hat.
Übrigens: Wäre ich selbst noch im Schuldienst, würde ich physikstarken Oberstufenschüler:innen die Erstellung von sprechenden Physikmagazinen als Projektidee anbieten. 11er for 10er. Oder so.
Ausprobieren ist in der Denkwelt von Agilität und Bildung ja auch hochprofessionell. 😎😎
Aber auch für Lehrpersonen gilt: Ausprobieren ist professionell. Testen Sie doch einfach einmal die Wurmloch-Stategie mit Hilfe ein paar sprechenden Arbeitsblättern aus Ihrem eigenen Arbeitsblattschatz.
Gruß Otto Kraz (Pensionär)
Na klar. Wer es mit dem Internet nicht mag, der kann natürlich auch seine mp3-Dateien von Audacity per Mail an seine Schüler:innen schicken. Ich hatte das häufig als Abitursvorbereitung für meine Leistungskürsler:innen gemacht. Geht natürlich auch. Aber QR-Code finde ich im Moment schon ziemlich spannend ... bin allerdings ja auch nicht mehr Schulmeister und betrachte alles entspannt aus der Ferne. :-)
Das Warum
Kinematik
Dynamik
Erhaltungssätze
Die kleine Göttin