... ist inzwischen zu einem echten Diskussionsthema geworden. Also reden wir doch mal drüber und schauen, ob man mit der Hattie-Studie ein wenig Licht in die vielen Fragezeichen bringen kann.
Gleich mal eines zuerst: Es gibt am Ende keine klare Antwort, was die richtige Entscheidung ist.
Für die Eltern heißt für mich beratend die Aufgabenstellung wie folgt:
Sich klar machen, um was es einem selbst genau geht. "Nur das Beste für mein Kind" reicht dabei nicht aus. "Nach der Schule größtes Wissenspaket im Kopf", um bei Pisa ganz oben zu liegen ... da müsste man in Singapur einschulen. "Gute Schulzeit. entspannte Eltern, solider Abschluss, zufriedener Beruf" ist anders als "Ein möglichst gutes Abiturszeugnis". "Später erfolgreich sein" ist etwas anderes als "Später zufrieden sein".
Am Gymnasium habe ich Eltern oft mit oberem Bild beraten. Am Ende ist es der Lernende selbst, der seine Leistungen einfährt ... Zwischen "Ich will" oder "ich hab aber keine Lust" ist leistungsmäßig ein riesiger Unterschied. Klar spielen auch die Lehrpersonen eine Rolle, speziell diejenigen, zu denen man einen Draht hat. Aber der Lernende selbst samt seinem Umfeld ist der absolut wesentliche Ansatz.
Mit Blick auf die normale Entwicklung des Menschen ist klar - (nebenstehenden Bild): Die Grundschuljahre sind die Startbasis für das spätere Schulleben.
Jedem Bildungsforscher ist auch klar, obwohl man das bei sich selbst als Eltern gerne ausblenden würde: Der Einfluss der Eltern besteht wesentlich noch bis Klasse 5/6. Danach muss man vertrauen können.
Aus diesem Grundgefühl heraus erscheint es logisch, dass man für diese ersten vier Jahre doch bitteschön gerne die allerbeste Schule mit dem allerbesten Ruf für sein Kind hätte.
Aber dahinter steckt eben leider eine falsche Verknüpfung: Die allerbeste Schule für sein Kind ist nicht die Schule mit dem besten Ruf. Es ist leider viel viel komplizierter: Die allerbeste Grundschule ist diejenige Schule, in der mein Kind sich persönlich am besten so selbstbewusst entfalten kann, dass es nach dem Absprung in der Verpuppungsphase einen soliden weiteren Schul-Lebensweg einschlagen kann.
Der Einfluss der besonderen Pädagogik einer Schule mit gutem Ruf, der Ausstattung, der besonderen Angebote ist leider viel geringer einzuschätzen als man gemeinhin denkt. Hattie.
Wie ich persönlich aus meinen eigenen Erfahrungen (allerdings war ich Gymnasiallehrer, beschreibe also hier nur von meinen eigenen Fortbildungserfahrungen für diverse Grundschulen) die Wichtung für Erstklässler&innen einstufen würde, sehen Sie oben. Die später wichtige Peer-Group gibt es noch nicht. Zumindest nicht an der fernen Schule. Zufall, wie sich das entwickelt. An der nahen Schule gibt es sie vielleicht schon, vielleicht aber auch nicht. Denn man weiß ja nie, mit welchen Kindern man zusammen lernen wird. Zufall. Die kognitive Entwicklungsstufe seines Kindes, die kann man einschätzen. Bitte nie überschätzen. Ehrliche Selbsteinschätzung ist in der Hattie-Studie alleroberste Effektstärke. (Siehe Skript im Blog oder auf www.opakoffer.de)
Die Bedeutung der Lehrperson taucht in der Studie in Form der wichtigsten Lehrereffektstärke auf als Klarheit der Lehrperson. Zu welcher Lehrerin, welchem Lehrer ein Kind kommen wird, das kann man zwar ein wenig recherchieren, bleibt aber am Ende Zufall. UNd zwar auf der Schule mit dem guten Ruf wie auch der nahen. Ist die Schule mit dem guten Ruf nah, machen sich Eltern keinen Kopf. :-)
Die Familie spielt bis zur 6. Klasse sicher noch einen wirklich wichtige Rolle, um auf die Selbstständigkeit und auf das Selbstbewusstsein Einfluss zu nehmen, die dann gebraucht wird. Schule hört ja nicht nach der Grundschule auf. Bei der fernen Schule ist also auch immer darauf zu achten, wie sich dann die dazugehörigen Fahrdienste der Eltern auf die Familiensituation auswirken würden. Und ob es Busverbindungen gibt, mit denen man als Schüler früh seine Klassenkameraden auch am Nachmittag erreichen kann. Oder ob man Gefahr läuft, von einer Schul-Peer-Group rein aus Entfernungssicht eher ausgeschlossen zu sein. Oder ist es eine Ganztagesschule? Ist das etwas für Ihr Kind. Schmeckt Ihrem Kind dort das Essen? Ist bei einer Halbtagesschule gewährleistet, dass es bei Unterrichtsausfall schnell mal abgeholt werden kann. Und, und. und...
Sie merken schon: Es gibt keine einfache Antwort, was besser ist, denn jeder Mensch ist anders. Und Kinder sind ganz normale Menschen, nur eben jüngere. :-)
Die Statistiken kann man trotzdem mal fragen. (Meine Überlegungen sind ja auch nur so eine Art Statistik ... aus 35 Jahren praktischer Berufserfahrung)
Die Hattie-Studie bezieht sich auf 250 Millionen Schüler&innen weltweit.
Ich habe für Sie die Effektstärkenskala mal ein wenig angemalt.
Ich erläutere es hier nur in wenigen Sätzen: Alles was rot umrandet ist, hängt nicht von der Schule mit dem guten oder dem schlechten Ruf ab. Die nicht umrandeten Bereiche spielen in der Grundschule noch gar keine Rolle. Extrem wichtig für erfolgreiches Lernen ist auch bei der Zusammenfassung von allen großen Studien, die für Hattie erreichbar waren, der Schüler selbst. (grün-rot) In der Presse stand bei der Veröffentlichung allerdings meist nur: "Auf den Lehrer kommt es an." Was ja zumindest in der Grundschule auch stimmt. (blau-rot) Der Aufbau der Peer-Group entwickelt sich ja erst. (gelb-rot)
Aber: Es ist "die Klarheit der Lehrperson" ...und nicht "der gute Ruf einer Schule", die in der Praxis punktet. Und die Klarheit der Lehrperson und die damit auch zusammenhängende Lehrer-Schüler-Beziehung sind eben leider mal wieder : Zufall. Und vom Kind selbst abhängig. Denn Kinder sind normale Menschen. Wir hatten das schon. Deshalb an dieser Stelle schon einmal ein Tipp:
Fragen Sie auf alle Fälle Ihr Kind selbst.
Immer und immer wieder, bis sie von dieser pädagogisch äußerst selbstwirksamen Zentralperson mit hoiher eigener Effektstärke aus genügend Klarheit haben. Entscheiden Sie erst dann.
Und folgen Sie, wenn Sie die Hattie-Studie näher kennenlernen wollen, gerne der Grundschulberatung für Erstklässler&innen auf www.opakoffer.de -
Ihr Otto Kraz
Wird fortgesetzt.