De-Implementierung und die Brain-Travelling-Tour

Kurze Bildbeschreibung: Du hast dich entschlossen, deinen Arbeitseinsatz zu reduzieren, aber im selben Zug auch die Leistungen deiner Schüler:innen zu verbessern. (Goaly) Du suchst nach dem passenden Konzept - zusammen mit deinen Schüler:innen. Sie müssen den Prozess verstehen, bevor es los geht. Sie müssen mit ins Boot, wenn der Prozess für beide Seiten erfolgreich sein soll. Auch Schüler:innen kleben an alten Mustern. Auch Eltern sollten informiert sein, damit auch sie verstehen, warum De-Implementierung für ihre Kinder viele Vorteile bringt. (Flexi) Angenommen, man entscheidet sich für ein Konzept der Formativen Evaluation wie das der Brain Travelling Tour, dann dient das Transparency Book der täglichen Teambildung- und stärkung. (Teamy und Feedy) Das Brain Travelling Book dient der individuellen Reflexion über die eigenen Lernprozesse (Feedy). Framy ist das Gesamtkonzept, das man immer klar im Auge behalten muss. Es gibt des Rahmen. „Mir muss es gut gehen, damit es meinen Schüler:innen gut geht“ Das sollte als wichtige Erinnerung über deinem Schreibtisch hängen. Viel Erfolg.

Brain Travelling Tour??? https://www.aufeigenefaust.com/brain/brain-travelling-book/

 


Teamy- Feedy - Framy

 

Ich fasse zum Schluss der kleinen Blogserie zur De-Implementierung einmal Teamy, Feedy und Framy zusammen.

Meine persönliche Erfahrung verknüpft mit den TopTen der Hattie Studie sagt ganz klar: Setze deinen Fokus auf deine Schüler:innen, setze auf Team, setze auf Feedback. 

De-implementiere klug bei allen zeitraubenden Tätigkeiten, die nichts mit den Top Ten zu tun haben. Tu dir selbst Gutes. Neue Konzepte dürfen keine Mehrbelastung bedeuten. Nutze die Wissenschaft, um dein schlechtes Gewissen beim De-Implementieren unter Kontrolle zu halten. Simple, but not easy.

 

De-Implementierung und die starken Hattie-Faktoren

oder Platz schaffen für das Wesentliche im Unterricht

In der dynamischen Welt des Unterrichts sind Lehrkräfte oft begeistert, neue pädagogische Konzepte und Techniken auszuprobieren. Doch während sich die Innovationsfreude in Schulen ausbreitet, vergessen viele von uns einen wichtige Aspekt: Zeitgefäße dafür zu schaffen. Sie werden einem nicht geschenkt. Dabei geht es darum, alte und weniger wirksame Gewohnheiten loszulassen, um Raum für das wirklich Effektive zu schaffen – und gleichzeitig die eigene Belastung zu reduzieren.

Denn wer ständig nur Neues hinzufügt, ohne sich von Überflüssigem zu trennen, riskiert, im Dauerstress zu versinken. Damit es nicht so weit kommt, sollten wir uns bewusst auf die Maßnahmen konzentrieren, die nachweislich den größten Einfluss auf den Lernerfolg unserer Schülerinnen und Schüler haben. Hier kommen die Ergebnisse von John Hatties umfassender Meta-Analyse ins Spiel, die uns klare Hinweise darauf geben, was wirklich wirkt. Ein Fokus auf diese hochwirksamen Faktoren kann uns dabei helfen, überflüssige Praktiken zu reduzieren und gleichzeitig den Unterricht zu optimieren. Reine De-Implementierung ohne neue Konzepte bringt übrigens noch keine Zufriedenheit als Lehrperson. Außer man hat schon neue Konzepte am Laufen und reduziert dann sein Gewohnheits-Arbeitspensum.

 

Die wirksamsten Faktoren nach Hattie: Ein Überblick


Lehrer-Schüler-Beziehung

Eine starke, vertrauensvolle Beziehung zwischen Lehrkraft und Schüler ist die Grundlage für erfolgreiches Lernen. Hattie zeigt, dass Schülerinnen und Schüler, die sich von ihrer Lehrkraft unterstützt und ernst genommen fühlen, deutlich besser abschneiden. Diese positive Beziehung fördert das Engagement, die Motivation und letztlich auch die Lernleistungen. Für die De-Implementierung bedeutet dies: Weniger Fokus auf standardisierte Testverfahren, mehr auf den Beziehungsaufbau.

Feedback

Feedback ist einer der zentralen Hebel für Lernfortschritte. Es hilft den Lernenden, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen und gezielt daran zu arbeiten. Dabei ist es entscheidend, dass das Feedback spezifisch, zeitnah und konstruktiv ist. Wenn wir unsere Energie auf hochwertige Rückmeldungen konzentrieren, können wir die Wirkung des Unterrichts enorm steigern. Hier könnte beispielsweise eine Reduktion von „Feedback für die Masse“ zugunsten individueller Rückmeldungen sinnvoll sein.

Kollektive Lehrerwirksamkeit

Hattie betont die kollektive Wirksamkeitserwartung, also den gemeinsamen Glauben eines Lehrerteams, dass man durch Zusammenarbeit und kollektive Anstrengungen die Lernleistungen der Schüler verbessern kann. Dies ist einer der stärksten Einflussfaktoren. Das bedeutet, dass sich Lehrkräfte auf den gemeinsamen Austausch und die kollegiale Unterstützung konzentrieren sollten, statt sich in isolierten, oft weniger effektiven Einzelprojekten zu verlieren.

Wissen über den Leistungsstand der Peergroup und der eigenen Person

Schülerinnen und Schüler sollten genau wissen, wo sie im Vergleich zu ihren Mitschülern stehen und wie sie sich verbessern können. Dieses Wissen schafft Klarheit und fördert die Eigenverantwortung im Lernprozess. Lehrkräfte können hierbei unterstützen, indem sie klare und transparente Lernziele setzen und den Vergleich als Werkzeug für Motivation nutzen – jedoch ohne übermäßigen Leistungsdruck aufzubauen.

Klarheit der Lehrperson

Eine klare, strukturierte und verständliche Unterrichtsführung ist ein weiterer zentraler Faktor. Schüler profitieren enorm von klaren Anweisungen und Erwartungen, die ihnen helfen, den Lernstoff besser zu verarbeiten und ihre Ziele zu erreichen. Hier kann De-Implementierung bedeuten, komplexe, unnötig komplizierte Unterrichtsverfahren zu vereinfachen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Metakognitive Strategien

Metakognition, also das Nachdenken über das eigene Denken, ist ein mächtiges Werkzeug im Lernprozess. Wenn Schüler lernen, ihre eigenen Lernstrategien zu reflektieren und anzupassen, werden sie unabhängiger und erfolgreicher. Lehrkräfte sollten daher weniger Zeit in das bloße Abprüfen von Wissen investieren und mehr in die Vermittlung von metakognitiven Fähigkeiten.

 

De-Implementierung: Weniger ist mehr.

Der Schlüssel zur De-Implementierung liegt darin, weniger wirksame Praktiken zu identifizieren und gezielt loszulassen, um sich auf die nachweislich wirksamen Faktoren zu konzentrieren. Dies reduziert nicht nur den Stress der Lehrkräfte, sondern fördert auch eine nachhaltigere und effektivere Lernumgebung für die Schülerinnen und Schüler. Durch den Fokus auf starke Beziehungen, konstruktives Feedback und eine klare Unterrichtsstruktur schaffen wir Platz für das, was wirklich zählt.

Letztlich geht es darum, das Lernen auf Augenhöhe zu fördern – in einem Team aus Lehrkräften und Schülern, das sich gegenseitig ernst nimmt, Vertrauen aufbaut und Verantwortung teilt. Nur so kann eine Lernumgebung entstehen, in der sowohl Lehrer als auch Schüler ihr volles Potenzial entfalten können, ohne im Übermaß zu ersticken.


Und einen Faktor sollte man auch immer im Kopf behalten:

Kollektive Wirksamkeitserwartung im Schülerteam: Gemeinsam stark.

Ein oft unterschätzter, aber enorm wirkungsvoller Faktor für den Lernerfolg ist die kollektive Wirksamkeitserwartungeines Schülerteams. Dieser Begriff beschreibt den gemeinsamen Glauben einer Gruppe von Schülern daran, dass sie zusammen erfolgreich lernen und Herausforderungen bewältigen können. Wenn ein Team von Schülern davon überzeugt ist, dass sie durch Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung ihre Ziele erreichen können, wirkt dies wie ein Multiplikator für den individuellen und kollektiven Lernerfolg.

Studien, darunter auch die von Hattie, zeigen, dass eine starke kollektive Wirksamkeitserwartung die Motivation der Schülerinnen und Schüler steigert und ihre Lernleistungen signifikant verbessert. Diese Überzeugung fördert ein positives Lernklima, in dem jedes Teammitglied Verantwortung übernimmt und Vertrauen in die Fähigkeiten der Gruppe hat.


Für die Praxis bedeutet dies: Anstatt Schülern individuelle Aufgaben zu geben, sollten Lehrkräfte häufiger auf Teamprojekte setzen, bei denen die gemeinsame Zielerreichung im Vordergrund steht. Wenn Schüler erfahren, dass sie durch ihre gemeinsame Anstrengung mehr erreichen können, als sie es allein je könnten, stärkt dies nicht nur den Lernerfolg, sondern auch den Zusammenhalt und das soziale Lernen in der Klasse.


Teamy und Feedy … das sind die beiden zentralen Prinzipien bei den Top Ten der Hattie-Studie. Framy ist das Konzept, das den Rahmen dazu liefern kann. Ich bin Luuise-Coach und habe deshalb auch die Feedback-Instrumente von Luuise mit im Rucksack. Luuise - Lehrpersonen unterichten und untersuchen integriert spezifisch effektiv. Ein Konzept, das Prof. Dr. Wolfgang Beywl an der FHNW mit seinem Team entwickelt hat und das erfolgreich an vielen Schweizer Schulen verwendet wird. Das Konzept basiert auf der Hattie-Studie und läuft unter Formativer Evaluation

Formative Evaluation, also die kontinuierliche Beobachtung und Bewertung des Lernfortschritts während des Unterrichts, hilft Lehrkräften, den Unterricht flexibel an die Bedürfnisse der Schüler anzupassen. Anstatt sich in aufwendigen summativen Prüfungen zu verlieren, die oft erst am Ende des Lernprozesses stattfinden, sollte der Fokus auf kontinuierlichem, individuellem Feedback liegen. Das hilft nicht nur den Schülern, sondern reduziert auch den Stress der Lehrkraft.

Näheres hier: https://deutsches-schulportal.de/unterricht/luuise-verfahren-unterrichtsentwicklung-wie-lehrkraefte-knacknuesse-im-unterricht-loesen/


Ich bin über die Hochschule für agile Bildung ( https://hfab.ch/#blog - man sieht es an den Krazeleien :)) seit meiner Pensionierung auch mit entwicklungsorientierter Bildung beschäftigt und verknüpfe gerne Luuise und entwicklungsorientierte Bildung mit meinen eigenen Erfahrungen mit selbstständigen aktiven Schüler:innen. Für mich ist es sehr spannend, Erfahrungen, die vor 30 Jahren speziell im Gymnasialbereich oft als Pillipalli abgetan wurden, heute zu den modernen Konzepten gehören. Unsere Schülerschule http://dp.expo2000.de/weltweiteprojekte/wp05-10.html von damals besaß für den außerunterrichtlichen Bereich die volle Breite der wirksamen Fünf. 

 

Für mich eine sehr befriedigende Aufarbeitung meiner früheren manchmal für viele etwas schräg anmutenden Lehrertätigkeit unter heutigen wissenschaftlichen Aspekten - wie man sich vielleicht als aktive Lehrperson vorstellen kann, die in den engen Klammern des aktuellen Bildungssystems steckt und gerne losbrettern würde.

 

Meine 3 persönlichen Tipps zum Schluss - für ein zufriedenes Lehrer:innendasein:

1 De-Implementieren und Experimentieren - zusammen mit seinen Schülern:innen.

2 Framy für die eigenen Bedürfnisse entwickeln. Mein letztes großes Framy ist die Brain Travelling Tour https://www.aufeigenefaust.com/brain/brain-travelling-book/ Leicht anzupassen - alle Dateien sind frei für den Download, aber auch bei epubli ausdruckbar, um die Tour zu testen.

3 Eine:n pensionierte:n frühere:n hochaktive:n Kolleg:in mit viel Schulerfahrung im eigenen Schultyp als De-Implementierungs-Coach anheuern. Denn genau solche Ex-Kolleg:innen wissen aus eigener Erfahrung garantiert sehr viel über natürliche De-Implementierung, wenn sie bis zur Pensionierung gutgelaunt durch die Schule liefen. Diese Erfahrungen sollte man nutzen, um die Sache mit dem schlechten Gewissen in den Griff zu bekommen.

Und natürlich immer gerne die wirksamen Fünf mit ins Boot holen. Es lohnt sich.

Heinz Bayer alias Otto Kraz

 


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Wir von der Hochschule für agile Bildung haben beschlossen, die wirksamen Fünf auch aktiv in Online-Workshops zu verbreiten.


18. September - für das Forum agile Verwaltung - kostenloser Probelauf. 😎

https://www.eventbrite.de/e/impuls-in-der-mittagspause-5-wirksame-prinzipien-in-seminaren-workshops-tickets-917735951937


1. Oktober

https://www.eventbrite.de/preview?eid=980453401517

10. Oktober
https://www.eventbrite.ch/e/superkrafte-fur-den-unterricht-unter-und-mittelstufe-tickets-987123652417


10. Oktober
https://www.eventbrite.ch/e/lernen-starken-mit-den-wirksamen-funf-tickets-987142157767