Die wirksamen Fünf in den Sommerferien

Die wirksamen Fünf bringen dir als Lehrperson Unterrichtsentspannung - man muss sie allerdings beherrschen. Da die meisten von euch Kinder haben, bieten sich die Sommerferien an, sie mit den eigenen Kindern spielerisch auszuprobieren. 

Das geht so: Die Philosophie der wirksamen Fünf zuerst einmal ganz in Ruhe studieren 

(https://hfab.ch/#blog)


Dann ein unbeschriebenes Karten-Set auszudrucken (Anhang), um nach dem Lesen der Figurenbeschreibungen auf den Karten für den Unterricht (letzter Blogbeitrag) eigene Beschreibungen für die eigenen Kinder zu formulieren. Stellvertretend für die späteren Formulierungen für deine Schüler:innen. Je nach Alter und Ziel des „Familienprojekts“ kannst du das natürlich mit deinen Kindern zusammen machen. Dabei kann man gut über die einzelnen Aufgaben dieser kleinen Kerle reden. Führe die wirksamen Fünf also offiziell in dein Familienleben ein. Schneide sie individuell auf die eigene Familie und ihre speziellen aktuellen Problemchen zu.

 

Ich gehe gleich mal in die „normale“ Praxis. 

 

Thema: Geschwisterstreit wegen nix aber auch garnix. Eigentlich. 

Ein Beispiel: Der Sechsjährige deckt liebevoll den Frühstückstisch im Garten. Es ist Samstag und Sommer. Die Dreijährige kommt dazu und deckt ein wenig um. „Ich will aber neben Papa sitzen“. … Ich überlasse es deiner Phantasie, warum am Ende ein wildes Geschrei der beiden die genervte, aber gefasste Mutter aus dem Haus lockt, die sich mit einem klaren „STOPP“ ein paar Sekunden Ruhe verschafft, aber natürlich nicht überblicken kann, was denn die Ursache des Streits ist. Die Ursache ist ja dummerweise auch nicht darin zu sehen, dass die Vierjährige umräumen wollte … die Ursache liegt ja tiefer: Es geht wie immer um diesen unendlichen Kampf um die Zuneigung der Eltern. Das „Wer sitzt neben wem“ ist der Kampf um die Liebe. 

Und als Mama steht man nun vor wild diskutierenden Kindern, die der Mutter den Grund ihres Streits erklären wollen, ohne verstehen zu können, was in Wirklichkeit hinter der Auseinandersetzung wirklich steckt. Das Ende dieser kleinen Episode - übrigens in Echtzeit vor kurzem mitgehört :-) - Der Sechsjährige, der natürlich für Zwischentöne der Mutter schon ein größeres Gespür hat, fühlt sich komplett zurückgesetzt, weil die Mama besonnen und gefasst schlichtet - er hat ja tatsächlich nicht den ersten Schritt zum Streit gemacht. Er hat liebevoll in Ruhe den Tisch gedeckt. Sein Auftrag, den er auch stolz und gut erledigt hat. Bis die Dreijährige kam, um ihm klarzumachen, dass sie mit der Tischanordnung nicht einverstanden ist. Der Sechsjährige kann nicht einfach „vernünftig“ sein, die Dreijährige sowieso nicht und die Aussage der Mama kann nur herunterkochen, nicht klären. Weil sie ja Teil des Ganzen ist und liebevoll beiden Kindern gerecht werden will. Das ist aber für die Kinder nicht erkennbar. Der Sechsjährige ist wütend auf die Mutter, fühlt sich zurückgestoßen. Blockiert völlig. Ich kann es verstehen. Die Dreijährige kann diese Situation nicht begreifen, fühlt sich im Recht. Ich kann es über den Kopf auch verstehen. Denn es geht um Liebe, Anerkennung und den Kampf darum. Vordergründig aber nur um eine Tasse, die an der falschen Stelle steht. 

Großes Drama. Und klar, immer wieder auflösbar, aber auch immer wieder voll nervig. Die wirksamen Fünf könnten ab und zu auch hierbei wirklich helfen.

 

Zum Beispiel meine Enkel. Erst letzte Woche. Die Sechsjährige und der Achtjährige. Ich hatte Opadienst. 

Die Sechsjährige: „Opa, ich hätte es so gerne, dass ich mich mit meinem Bruder nicht immer streite.“ Zuvor hatte ich ihr die wirksamen Fünf erklärt, die ich gerade auf dem iPad gekrazelt hatte. „Opa, was zeichnest du da?“ Hatte Foto von ihr aufgenommen und die 5 Gesell:innen auf ihre Schulter gesetzt. „Dann lass uns doch heute mal diese 5 Kerlchen für dich daran arbeiten“ hatte ich gesagt und Goaly mit dem Hinweis versehen: „Goaly passt auf, ob du immer dein Ziel im Blick hast. Kein Streit mit deinem Bruder.“ Ja das fand sie irgendwie cool. Ich habe an diesem Tag eigentlich nur mit Goaly und Feedy zusammengearbeitet. :-) Goaly war ja die Wunschassistentin meiner Enkeltochter, Feedy war meine persönliche Assistentin. 

Ich erzähle es einmal an einem der vielen Momente, die ich an diesem Tag mit Feedy erfolgreich bestritten hatte. Als ich aus der Küche kam, um ein fehlendes Glas zu holen, meinte meine Enkeltochter: „Oooopa, mein Bruder hat das Messer abgeschleckt.“ - Ich: „Darf Feedy etwas sagen?“ - Sie „Ja klar.“ Ich hob die Hand. Die Handfläche war an diesem Tag Feedy, die zurückspiegeln durfte. Feedy meinte einfach: „PETZE!!!“. Mein Enkelsohn strahlte, meine Enkeltochter war verblüfft. Und ich war außen vor. :-) Der Deal des Tages hieß ja: Feedy darf Rückmeldungen geben. Und ich weiß, wie solche Situationen sich entwickeln, wenn ich mich selbst einmische. Wenn Feedy als Assistentin sich einmischt, scheint es leichter zu sein. Feedy ist ja extern. Feedy muss nicht umkämpft werden. Feedy ist ja offiziell eingestellte Helferin. Assistentin. „Ja Opa, aber Messer abschlecken ist gefährlich.“ - Feedy: „Aber Petzen gibt leicht Streit.“ „Und den wolltest du doch nicht.“ meinte Goaly.

Na ja, zumindest an diesem Tag konnte ich mit ungefähr vier Auftritten von Feedy und Goaly jeden aufkeimenden Streit für mich völlig entspannt lösen. :-)

Wem die ewigen Streitereien seiner Kinder auf die Nerven gehen, sollte es einmal ausprobieren.

Unsere HfaB-Idee, zu dem Spielkarten-Set noch einen Druckbogen zu entwickeln, den man ausdrucken und zu kleinen Fingerfiguren zusammenkleben kann, ist für kleinere Kinder gedacht. Ich hoffe, er erklärt sich von selbst. Einfach an die eigene Fingergröße anpassen und das Zuviel abschneiden.

 

Aber ich denke, auch bei älteren Kindern kann man die wirksamen Fünf in den Ferien gut ausprobieren. Mit dem Spielkarten-Set zum Selbstausfüllen auf der leeren Rückseite. Immerhin gibt es nach den Zeugnissen in vielen Familien die heiße Diskussion darüber, wie man zum Beispiel die Englischnote über die Sommerferien aufpeppeln könnte. Goaly heißt also: Ein Quantensprung in meinen Englischkenntnissen. :-) Flexi will genauso gefunden werden wie Framy. Teamy kann helfen und Feedy muss festgelegt werden, wer Feedback geben darf. Oder wie man sich sonst Feedback einholt. Jedes Sommerprojekt sieht anders aus, die wirksamen Fünf lassen sich aber immer ganz individuell füllen … und da sie „nur“ Assisten:innen sind, bleiben Emotionen besser auf der Strecke.

 

Zurück zur Unterrichtsentspannung nach den Ferien. Übe also doch einfach mal mit deinen Kindern, entspanne deinen Urlaub mit den wirksamen Fünf und überlege dir gegen Ende der Sommerferien, wie du für deine Klassen Spielkarten der wirksamen Fünf beschriften kannst, um deinen Schüler:innen ein cooles Handwerkszeug an die Hand zu geben, wie sie selbstständig in Arbeitsteams wirksam arbeiten können. Individuell für jede Klasse und Klassenstufe.

 

Viel Erfolg dabei - und schöne Ferien.

Heinz Bayer alias Otto Kraz


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