U39 Die Lage der Menschheit auf unserem Planeten benötigt Mut
Das letzte Kapitel ist ganz persönlich. Ich bin ein 71jähriger Pensionär, der die Beatles und die Stones als Begleitmusik für seine eigene bewusste Schulzeit gehabt hat. Ich selbst war mehr der Stones-Fan … da steckte für mich mehr Rebellion in den Songs.
Meine Schulzeit war geprägt von Lehrer:innen, die heutzutage überall anecken würden. Ich denke, Schüler:innen von heute würden schreiend davonrennen, wenn sie in diese Zeit zurückgebeamt würden. Es hat sich viel getan an unseren Schulen. Nur das „Schülergefühl“ ist leider ähnlich geblieben. Nichternstgenommen.
Trotzdem: Unsere Schule, unser Lernen, unsere Freiheiten … auch wenn sie von Schüler:innen noch gar nicht so erfasst werden können … sie sind meiner Meinung nach sehr erhaltenswert. Ich wollte nicht tauschen mit anderen Kulturkreisen … sagen wir mal mit den hocheffizienten Schulen in China.
Nun geht es doch geschichtlich um die Frage, welche Vorstellungen, wie man als Mensch leben will, sich am Ende durchsetzen werden. . „Chattie, hilf doch einmal kurz. Was sind denn die wesentlichen Unterschiede von chinesischer und europäischer Vorstellung, was gute Pädagogik ausmacht.“ - „Die chinesische Pädagogik hat eine lange Tradition und wurde stark von konfuzianischen Lehren geprägt. Im Mittelpunkt steht die Idee, dass Bildung ein Instrument ist, um eine moralische und harmonische Gesellschaft zu schaffen. Im Gegensatz zur westlichen Pädagogik, die den Schwerpunkt auf individuelle Entwicklung und Kreativität legt, betont die chinesische Pädagogik die Bedeutung von Disziplin und Autorität, um eine gemeinschaftliche Ordnung und Stabilität zu gewährleisten.
Eine weitere wichtige Eigenschaft der chinesischen Pädagogik ist der Wettbewerb. Schüler:innen werden dazu ermutigt, hart zu arbeiten und in ihren Studien konkurrieren zu wollen, um die besten Ergebnisse zu erzielen. In China gibt es eine Kultur des Lernens, in der Wissen und Bildung als der Schlüssel zum Erfolg betrachtet werden.
In Bezug auf die Lehrmethoden und Lerninhalte gibt es ebenfalls Unterschiede. In China liegt der Fokus auf der Beherrschung von Fakten und Wissen, insbesondere in den Kernfächern Mathematik, Naturwissenschaften und Sprachen. Es wird weniger Wert auf kritisches Denken und Diskussionen gelegt, wie es in der europäischen Bildungstradition oft der Fall ist.
Insgesamt gibt es also klare Unterschiede in der chinesischen und europäischen Pädagogik, die auf unterschiedlichen Wertvorstellungen und Traditionen beruhen.“
„Ich danke dir. Das ist doch schon einmal eine guter Steilpass für meine Vorstellung, warum ich Schülerschule 3.0 für das bessere Zukunftsmodell ansehe als Disziplin und Autorität. Denn: Es geht dabei uns Menschen aus europäischer Sicht einfach besser. Uns Menschen … damit meine ich uns alle. Nicht nur die reichsten 10%. Freiheit im Denken und im Handeln halte ich als ein in die Jahre gekommener Mensch für ein riesiges Geschenk, das mir das Leben in diesem Europa nach dem 2. Weltkrieg geschenkt hat.
Aber ich behaupte: Unsere Old-School, wie sie noch immer an den meisten Lehranstalten zu finden ist, ist nicht in der Lage, gegen die Macht der Disziplin und Autorität der chinesischen Pädagogik zu bestehen. Unsere Schüler:innen haben am nach der Schule meist zu wenig Biss und Eigenständigkeit .. und außerdem zu wenig Wissen und zu geringe Einsatzbereitschaft.
Ich behaupte aber gleichzeitig, dass Schüler:innenschule 3.0 locker alle Konzepte dieser Welt schlagen und dabei die mir so wichtigen Freiheiten des persönlichen Lebens trotzdem erhalten kann. Denn Schülerschule 3.0 fordert vom Einzelnen noch mehr als die chinesische Pädagogik, erhält aber komplett die Freiheit des individuellen Denkens. Da die Gesellschaft und die Volkswirtschaft der Zukunft aber genau dies benötigt, befinden wir uns auf dem richtigen Weg.
Fazit: Bei entwicklungsorientierter Bildung versus Autorität und Disziplin geht es um zwei unterschiedliche Blickwinkel
Blickwinkel 1: Die Menschen sind allermeistens nicht in der Lage, sich für die Zukunft und den Erhalt der menschlichen Zivilisation aktiv einzusetzen - also muss man sie dazu zwingen.
Blickwinkel 2: Die Menschen sind sehr wohl in der Lage, sich für die Zukunft und den Erhalt der menschlichen Zivilisation einzusetzen, nur müssen sie von klein auf lernen, dass dies eine anstrengende, aber auch befriedigende Arbeit ist … und nur erfolgreich umzusetzen, wenn sie viel dafür tun. Aus freien und bewussten Stücken.
Ich behaupte, das europäische dreibeinige Trampolin könnte „locker“ höher springen als das chinesische Konzept von Disziplin und Autorität.
Wir sind aber bisher steckengeblieben auf dem Weg von „den Schüler verstehen“ bis zu „auf Augenhöhe vom Schüler viel abverlangen“. Denn die Welt der Zukunft verlangt einfach extrem viel von uns ab. Ob wir das wollen oder nicht.
Freiburg März 2023