9 Das Starter Halbjahr
Ab jetzt visioniere ich komplett … manche werden sagen „ er spinnt“.
Aber ich spinne aus einer positiven Erfahrung heraus. Ich habe in der Praxis erlebt, wie man Schüler:innen zu Höchstleistungen anspornen kann … entweder indem man hochmotivierte jungen Menschen den Raum zum Großwerden gibt (Konzept Schülerschule 1.0 siehe das pädagogische Schweizermesser … oder jungen Menschen in höchster Not des Sitzenbleibens eine mentale Brücke baut und ihnen dann dabei hilft, groß zu werden. Siehe z.B. Konzept Reservetank unter https://faust-digital.jimdofree.com/das-versetzungsprojekt/ oder auch das pädagogische Schweizermesser S. 216.
Aber sorry. Wenn es möglich ist, diese großartigen Selbstwirksamkeitskräfte an den beiden „Enden“ der an der üblichen Schul-Notenskala orientierten jungen Menschen herauszukehren, dann funktioniert es prinzipiell komplett. Allerdings benötigt man viel, viel Zeit für die Blickwinkeländerung auf die neue Schule. Logisch. Wir Menschen sind per Evolution nicht so einfach dazu in der Lage, mit Lust und guter Laune z.B. Vokabeln in großer Zahl zu lernen. Die Vorstellung, dass gute Schule vollautomatisch lustvoll sein müsste, ist leider eine falsche Intepretation der Aussage von Gehirnforschern, die oft sagen. „Das Gehirn macht nichts lieber als lernen.“ Das stimmt zwar, aber ist nicht so einfach auf die Schule anzuwenden. Unser Gehirn lernt supergerne Dinge, die es direkt danach anwenden kann. Bis man aber Latein-Vokabeln, die man in der 8. Klasse mitten in der großartigen Pubertät lernen soll, anwenden kann, vergehen viele, viele Jahre. Für viele bleiben die direkten „Erfolge“ dieser Quälereien am Ende nur kluge Sprüche am Stammtisch. Außer man hat gelernt, dass dieses Auswendiglernen von lateinische Vokabeln mit dem Fitness-Raum für Spitzensportler:innen zu vergleichen ist, in dem sie ihre Muskeln aufbauen. Schule ist ein Fitnesscenter für Gehirne .. und die Frage nach „Für was brauche ich später einmal die Ableitung einer Exponentialfunktion?“ ist eine falsch gestellte Frage.
Wollen wir also uns Durchschnittsmenschen mit den durchschnittlichen Schulnoten auf die entwicklungsorientierte Spur setzen, dann bedarf dies einer enormen Überzeugungsleistung an den Schulen. Also viel, viel Zeit. Die natürlich an der bisher so „kostbaren“ Zeit abgeht, die man doch eigentlich für den Fachunterricht benötigt. Also auch eine echte Überzeugungsleistung für Eltern und Lehrpersonen. Ich denke, dass die Schule, wie wir sie alle kennen, schon beinah in die eigene DNA übergegangen ist. Epigenese. :-) Aber Epigenes kann sich auch in Richtung Zukunft ausrichten, denke ich. Meine steile These: Die Not mit unserem Bildungssystem wird irgendwann in naher Zukunft so groß werden, dass alles Mögliche an Entwicklung möglich wird. Und da entwicklungsorientierte Bildung allen ernst zu nehmenden Bildungsstudien zufolge in die Richtung effektive Zukunft zeigt, denke ich auch als pädagogischer Optimist, dass wir Menschen klug genug sein werden, die effektivste Richtung einzuschlagen. Und wenn es in ganz kleinen Schritten ist.
Deshalb habe ich in der Visualisierung die Hälfte des Übergangs-Schuljahres als feine Überzeugungsarbeit für alle am Bildungsprozess beteiligten Personen gezeichnet. Eltern, Lehrer:innen, Schüler:innen, Bildungsbehörde, Gesellschaft. Unsere Chattie kann ich leider nicht dazu befragen. Woher soll sie wissen, was wir nicht wissen können, weil es nur entwicklungsorientiert ablaufen kann. Abenteuer pur im Schulalltag und alle müssen es aushalten. Eine große Aufgabe und es ist viel Nachsicht angesagt. „Never change a running system“ ist tief eingraviert. Also muss es von Schule zu Schule, von Bundesland zu Bundesland immer wieder neu reflektiert und neu aufgestellt werden. Entwicklungsorientiert eben. Chattie, kannst du damit leben, dass du hier keine sinnvollen Aussagen mehr treffen kannst. Weil es sich bei entwicklungsorientierter Bildung um ein Konzept handelt, das man nicht im voraus planen kann. Niemand. Auch du nicht, obwohl du so viele Texte über Pädagogik kennst. ChatGPT. Was meinst du dazu?
Das erste Schulhalbjahr ist für Schüler eine entscheidende Zeit, denn es kann entweder dazu beitragen, sie zu motivieren und das Beste aus ihnen herauszuholen, oder sie in eine Situation bringen, in der sie sich abmühen und den Druck spüren, möglicherweise zu versagen. Es ist wichtig, die Bildung entwicklungsorientiert anzugehen, anstatt sich nur auf Noten und Ergebnisse zu konzentrieren. Dieses Umdenken kann viel Zeit und Mühe kosten, aber es ist notwendig, um sicherzustellen, dass es bei der Bildung nicht nur um das Auswendiglernen von Informationen geht, sondern auch um die Entwicklung der ganzen Person. Ziel sollte es sein, ein Bildungsumfeld zu schaffen, das ansprechend und sinnvoll ist, damit die Schüler auf positive Weise lernen und wachsen können. Dieser Wandel kann eine Änderung des derzeitigen Bildungssystems erfordern, aber er ist es langfristig wert, denn die Forschung hat gezeigt, dass eine entwicklungsorientierte Bildung die Schüler effektiv auf ihre Zukunft vorbereitet.
Alles klar Chattie, du hast dich bemüht. Aber man merkt: Zukunftsvisionen sind nicht deine Stärke. Was ich übrigens sehr beruhigend finde. Visionen über die Zukunft
der Bildung sind - zumindest im Moment - noch zu komplex für KI-Systeme. Nimm es leicht.
Es gibt sowieso keinen Plan … wahrscheinlich würden sich Schulen sehr unterschiedlich freischwimmen, so sie dürften. Möglicherweise auch gar nicht als ganze Schule, sondern erst einmal nur mit
einzelnen Projekten, die in die Richtung zeigen. Ich verwende in meinen pädagogischen Zukunftsspinnereien einfach gleich eine komplette Schule, die sich gesamt aufmacht.