Zu meiner Person
1973 … Es ist also nun ein halbes Jahrhundert her, als ich mein Studium zum Wirtschaftsingenieur an den Nagel hing, um Lehrer zu werden. Damals waren Umbruchzeiten. Wir diskutierten den lieben langen Tag darüber, wie wir die Welt besser machen würden, wenn wir dann mal übernehmen. Also das Ruder. Wir kamen alle aus Schulen, die noch durch alte Lehrer geprägt waren, denen Pflicht und Ordnung in der DNA eingraviert war. Dort eingesprenkelt ein paar junge Lehrer, bei denen man sehen konnte, was auch schon kleine Änderungen in der Lehrer:innen-Schüler:innen-Beziehung bewirkten. Über die neue Schule zu diskutieren, wenn wir einmal die Schulen fluteten, das waren großartige Gespräche bis tief in die Nacht. Summerhill zog mich damals in den Bann. A.S.Neill mit seiner antiautoritären Erziehung hatte mich völlig fasziniert. Bis ich dann 1979 meinen Schuldienst antrat, war der unbefleckte Zauber von Summerhill schon verflogen. Das Problem war nicht die Zeit in dieser Schule, es entstand für viele nach der Schule, weil sie mit der realen beruflichen Wirklichkeit und der freien Entwicklung in der Schule nicht zurecht kamen. Hatte man zumindest gelesen. Nach zwei Jahren Referendarszeit kam ich als Physik- und Geografielehrer in Südbaden an ein großes Landgymnasium und blieb dort bis zu meiner Pensionierung 2015. Ich habe Schule immer als einen großartigen Lebensraum empfunden, wahrscheinlich deshalb hat mich das Thema auch nicht losgelassen. Die Hattie-Studie hatte nach der Pensionierung eine starke Wirkung auf mich ausgeübt. Beim Lesen ertappte ich mich immer wieder dabei, wild zu nicken, weil sie die Realität abbildet, aber „die Schule“ nimmt es nicht breit wahr. Ist das nicht völlig verrückt? Da existiert eine Meta-Studie aus 300 Millionen Schülerdaten - eine Zusammenfassung aller wichtigen Bildungsstudien - und John Hattie und sein Team entwickeln sie unermüdlich weiter - und was macht Schule? Sie macht weiter wie bisher. Als wäre nichts gewesen. Ich werde später darauf zurückkommen.
Um meine Person zu Ende zu erzählen: Ich habe nach der Pensionierung noch eine Ausbildung zum Luuise-Coach an der pädagogischen Hochschule in Brugg-Windisch gemacht. Lehrpersonen unterrichten und untersuchen integrativ spezifisch und effektiv. Ein Konzept von Prof. Dr. Wolfgang Beywl, der Hattie zusammen mit Klaus Zierer ins Deutsche übersetzt und der aus den Erkenntnissen der Hattie-Studie ein Feedbackkonzept für den Unterricht entwickelt hatte. Ich war noch immer auf der Suche, habe mich treiben lassen, wurde eher zufällig Gründungsmitglied des Forums agile Verwaltung https://agile-verwaltung.org/, entdeckte darüber das eduScrum-Konzept von Willy Wijnands, gründete selbst ein kleines Vernetzungs-Forum, das Forum agil lernen und lehren https://www.aufeigenefaust.com/forum/ und bin inzwischen gut in Zürich bei der Hochschule für agile Bildung gelandet. https://hfab.ch/ Dies ist eine kleinen StartUp-Hochschule von Gleichgesinnten, die wie ich der Meinung sind, dass nach Wissensorientierung und Kompetenzorientierung ein Paradigmenwechsel ansteht. Wir nennen es entwicklungsorientierte Bildung. Keine Sorge, ich arbeite nicht mehr wie zu Studiendirektorenzeiten. Ich arbeite eigentlich gar nicht mehr. Ich genieße einfach die vielfältigen Möglichkeiten, altersunabhängig nach 40 Jahren Schulerfahrung weiter über das Thema Schule inhaltliche Auseinandersetzungen zu führen, die zumindest einen klitzekleiner Beitrag zu der riesigen Aufgabe beisteuern kann, Schule zu entwickeln. Schule entwicklungsorientiert zu verändern. Und das mit einem bedingungslosen Grundgehalt. 😎 Es tut mir einfach auch gut.
Und noch was: Selbst ChatGPT https://chat.openai.com/chat beschreibt das Konzept Schülerschule, um das es gleich im ersten Kapitel geht, als entwicklungsorientiertes Konzept. Auf die Frage „Sagt dir das Konzept „Schülerschule“ des Faust-Gymnasiums Staufen etwas?“ antwortet mir die KI-Software: „Ja, ich habe von dem Konzept "Schülerschule" am Faust-Gymnasium Staufen gehört. Es handelt sich dabei um ein Konzept, bei dem Schülerinnen und Schüler eine aktive Rolle in ihrem Lernprozess übernehmen und zusammen mit Lehrern die Gestaltung ihrer Bildung selbst in die Hand nehmen. Dies kann beispielsweise durch Projekte, Selbstlernphasen oder den Einsatz neuer Technologien erfolgen. Das Konzept ist Teil eines entwicklungsorientierten Ansatzes in der Bildung, bei dem das individuelle Lernen und die Selbstbestimmung im Vordergrund stehen. Die Idee dahinter ist, dass Schülerinnen und Schüler so besser motiviert und engagiert bei der Sache sind und sich somit auch besser und nachhaltiger entwickeln können.“
Ich nehme da doch einfach mal ChatGPT als „Chattie, die künstliche Intelligenzsoftware“ mit ins Boot und lasse sie hier manchmal zu Wort kommen. Mal sehen, wie sich
das anfühlt. Passt ja auch einfach in diese Zeit. Wir werden sie irgendwann sowieso alle akzeptieren müssen, so nehme ich das als alter Beobachter des technischen Geschehens auf diesem Planeten
zumindest an.
p.s. Ich sehe Chattie nicht als unschuldiges kleines Geschöpf, eher als einen Geist, den wir Menschen aus der Flasche gelassen haben … wie smart oder auch durchgeknallt er sich in den nächsten
Jahren entwickeln wird, steht in den Sternen. Aber wir bekommen ihn sicher nicht mehr zurück in die Flasche. Also müssen wir lernen, klug mit ihm umzugehen.