Türchen 22 a - Weit im Winkl 17

Weit im Winkl 1.0


Zu Grundlage 3:
Die Pubertät wird nicht mehr als störende Entwicklungszeit wahrgenommen,.....

 

immerhin kennt man ja seit Jahren die Zusammenhänge aus der Gehirnforschung. Mit dem Blickwinkel "auch ein Schüler ist ein ganz normaler Mensch", der für sein Wissensnetz verantwortlich ist und auch schon in der 5. Klasse verantwortlich sein kann, konnte man auch mit anderen Störungen einfacher umgehen. Schüler, die sich meist schon in der Grundschule nicht an ganz normale Regeln halten konnten, nannte man Rohdiamanten und machte ihnen klar, dass sie erst durch den Schliff in einer Spezialgruppe ihre echte Leistungsfähigkeit fahren würden. "Old School" nannten die Lehrer/innen schmunzelnd diese Abteilung und da auch dort ein ganz anderer Blickwinkel auf Schüler herrschte, waren die jungen Wilden in diesem sehr eng geführten und strengen System alter Schule gut aufgehoben. Das Hauptziel bestand natürlich in "Old School", die Schüler/innen möglichst schnell Richtung Laborschule zu bringen - in Insiderkreisen eher "Café L" genannt, weil das dortige Arbeiten eher einem Kaffeehausbesuch mit Wissensvermittlung glich als dem alten System von Zimmern, in die man morgens als Schüler/in hineingeht, um sie nach sechs Stunden erschöpft wieder zu verlassen. Das L im Café L stand für Leistung, Lust, Leben, Lernen, Lob, Luxus, Lift, Luft, Lehren und vieles mehr. In Schülerkreisen hieß es das Café Lässig.

 

Zu  Grundlage 4: Ein junger Mensch kann problemlos in der 11. Klasse Englisch und Geographie-Abitur machen,.....Ja das war wirklich sehr neuartig. Man hatte einen rechtlichen Trick herausgefunden, der dies ermöglichte. In Absprache mit der Uni in Basel aber auch mit zwei Fachhochschulen konnten "Halbabiturienten" mit Spezialfähigkeiten schon einmal als Studenten richtig loslegen und die fehlenden Fächer im Eigenstudium nachholen. Klar gab es auch Kompaktkurse, um Externe auf das Abitur in einem Fach vorzubereiten. Da die Erfahrung zeigte, dass das Gefühl, Student zu sein, viel Selbstbewusstsein lostreten konnte, waren sich die Professoren der Hochschule auch bald einig, dass sie selten solch hochmotivierte Anfangsstudenten hatte wie die Halbabiturienten vom Café L. In 15 Jahren wurde kein einziger Fall bekannt, bei dem dieses Prinzip der Weit im Winkler Abitursentzerrung schief lief.

 

Weit im Winkl 2.0

diese kleine Idee, dass ein Halbabiturient schon studieren kann, während er noch die Schulbank drückt, gibt es ja schon heute. In Freiburg kann man z.B. Physik studieren, während man noch in die Schule geht … und nach dem Abi kann man gleich im 3. Semester weitermachen. Aber heute ist das eine Option für ganz Wenige. In 100 Jahren werden sich solche Ideen weiterentwickelt haben, da bin ich überzeugt. Mein Enkel macht im nächsten Halbjahr von seiner Schule aus ein Sozialpraktikum in seinem alten Kindergarten. Er ist dann 13 Jahre und er wird es zusammen mit einem Freund machen. Einmal die Woche am Nachmittag spüren, wie sich die erwachsene Realität eigentlich anfühlt. Ich glaube, dass sich solche Ideen verbreiten werden. Immerhin: Unser menschliches Gehirn tickt ja noch immer Steinzeit. Die Pubertät ist der Zeitpunkt, in dem sich der junge Mensch darauf einstellt, bald die Verantwortung zu übernehmen, weil die Eltern gebrechlich werden. Na ja … Steinzeit ist lange her, die Pubertät blieb … die Evolution hätte sie schon lange mindestens zehn Jahre nach hinten verschieben müssen. Dann wäre Schule pubertätsfrei und ein anderer Ort. 100 Jahren sind aber für die Evolution keine Zeit. Deshalb bleibt nur eines: Die Pubertät als Startpunkt nutzen, um wirklich gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.