Ukraine, Flucht und Schule - Folge zwei

Weil ich nach meinem letzten Blogbeitrag nun schon einige Male angefragt wurde, wie ich die Idee denn konkret weiterspinnen würde und ob man nicht die Schulen auch mit einbeziehen könnte, spinne ich gerne einmal weiter.

 

Eines sollte ich vielleicht noch erwähnen. In meinem Kopf laufen natürlich dabei Überlegungen ab, was ich selbst wohl als junge geflohene Lehrkraft machen würde - samt einem verfügbaren großen Onlineschatz an Unterrichtsmaterialien, Erfahrungen damit und einem eigenen Netzwerk von Lehrerinnen und Lehrern - befände ich mich jetzt im Ausland und könnte mich aktiv einbringen. 

 

 

Ich bin nach einigen Rückmeldungen von "Kneipenschule" auf "Schulfiliale" umgeschwenkt. Sorry, Kneipe ist für mich als Pensionär, Weintrinker und Lebensgenießer ein wunderbarer Ort. Aber ich sehe es umgehend ein … nur weil die Versorgung von ukrainischen Schulkindern in Kneipen in den normalen Arbeitsbereich passt, sind Kneipen nicht der beste Ort für das Konzept.

Nennen wir es also doch besser eine Filiale von Schule.

Schulfiliale.

Etwa Räume in Gemeindezentren, Altersheimen, Vereinsheimen, Eiscafés, Bürgerzentren, Theatern, Konzerthäusern etc … Und klar, auch wenn sich Schule zutraut, einen Raum in der Schule zur Schulfiliale zu erklären, dann kann Schulfiliale auch in der Schule funktionieren.

Zukunftswerkstatt Schulfiliale

Man nehme … Eine: Initiator:in, der/die eine Schule samt einer Filiale nebenan findet, die diese ganz eigene Kraft der Idee verstehen kann und mitzieht.

Von Schulseite aus würde folgende Aufgabe bestehen: Zustimmung der Direktion, Anmeldung der ukrainischen Schulkinder. Ansprechlehrer:in. Aktive Schüler:innen höherer Jahrgänge, denen man eigenverantwortliche Aufgaben überlassen kann. Zugang zum Schulkopierer. Papier und Stifte.

Von Filialseite aus wäre es die Bereitstellung der Räumlichkeiten und die Verpflegung samt WLAN-Anschluss.

Im üblichen lokalen Fall würde es sich ja wahrscheinlich meist „nur“ um 5 bis 15 Kinder und Jugendliche handeln … also überschaubar.

Bezahlung: Offizielle Fördertöpfe, die ja schon bei Corona entstanden und nun eben etwas umgemünzt werden müssten. Immerhin WinWin. Theoretisch könnte das natürlich auch innerhalb der Schule gehen, wenn es freie Räumlichkeiten gäbe … aber ich nehme an, dass schon allein Aufsichtspflicht und Schulverordnungen dem schnellen Prozess im Wege stehen würden.

Und es geht ja hier um schnelles Handeln.

Also gehen wir als „Starter-Set“ z.B. von 10 Schüler:innen aus 5 Klassenstufen aus. Dazu ein:e ukrainische Lehrer:in mit ihrem natürlichen eigenen Lehrer:innen Netzwerk … entweder mit Deutschkenntnissen (oder ein:e Dolmetscherin müsste dabei sein). Bezahlung sollte kreativ gedacht werden. Vom Jugendbegleiterprogramm über europäische Bildungsprogramme bis hin zu regionalen Fördertöpfen oder Spendengeldern.

Eine kleine Gruppe im Starter-Set müsste sich nun konkret "zusammenzoomen", um Folgendes abzuklären: Inwieweit ist das ukrainische Online-Lehrangebot so gestaltet, dass man es auch angepasst an Schulfilialen agil nutzen kann. Oder entwicklungsorientiert, wie wir in Zürich an der Hochschule für agile Bildung dazu sagen.

Die nächsten technischen Schritte würden von dieser Klärung abhängen. Kann eine ukrainische Lehrperson schon plattformmäßig individuell alle Klassenstufen in der Schulfiliale begleiten oder muss man in Zusammenarbeit mit einer Plattform wie etwa https://scobees.com/ eine kluge Vernetzung neu aufstellen.

Papier und Kopiermaterial bezieht die Schulfiliale über die Schule. Den persönliche aktive Austausch realisieren Schüler:innen. Deutschkurse werden am Nachmittag neu gedacht und sind reine „Schüler:innenschulen“ - entwickeln sich also auch innerhalb des Schulbereichs, aber außerhalb der zusätzlichen Lehrer:innenbelastung.

Trotzdem wäre natürlich Austausch auf Lehrer:innen-Ebene sehr sinnvoll - aber eher, weil es sinnvoll wäre, der schleppenden Digitalisierung an deutschen Schulen (Ich spreche dabei nicht von technischer Ausstattung - sondern von Lern-Plattformen wie https://scobees.com/ ) einen Schubs in die Zukunft zu geben.

Also Lernen von der Ukraine anstatt Willkommensklassen einrichten.

Gut wäre natürlich immer auch ein:e Bürgermeister:in mit im Boot, weil sicher irgendwelche Verwaltungsprobleme auftauchen werden.

Visionen

Wenn man pädagogisch spinnt, sollte man Visionen dabei immer voll ausreizen. Als Zukunftswerkstatt also, um am Ende auf das Machbare herunterzubrechen. Deshalb jetzt bitte festhalten: Dies ist nur eine Vision.

 

Einmal ganz blauäugig geträumt: Rein theoretisch -  wenn diese Idee von sich aus funktionieren würde - könnte damit ganz schnell ein Schulfilialennetzwerk entstehen, das selbstständig ohne deutsche Lehrkräfte arbeiten könnte - diese wären nur Partner … aktive Schulen könnten dort lernen, wie man online funktionierende Schule machen kann. Alles andere wäre in Schulfilialen in Absprache mit den Schulen als Zusatzangebote möglich. Also natürlich Austausch zwischen deutschen und ukrainischen Kindern und Jugendlichen im Freizeitbereich … samt Leben lernen voneinander. Deutschkurse auf Schüler:innenschulbasis. (Bei der EXPO2000 hatten wir noch Schülerschule geschrieben, dabei waren schon damals viele aktive Schülerinnen mit im Boot.)

Aber bitte - das ist jetzt alles erst einmal nur so dahin-visioniert.

 

Doch wie gesagt: Visionen gehören zu agilen Projekten

 

Zum Schluss hier noch ein richtig großes Visionsbild - Stichwort Zukunftswerkstatt - es dient einfach nur als positiver persönlicher Energiegeber:

Wenn sich über alle Aufnahmeländer für ukrainische Geflohene ein Netzwerk von Schulfilialen ausbreiten würde … mit einer ganz neuen europäischen Bildungskultur für Frieden und Freiheit … dann wäre auch der ukrainische Präsident Selenskyi sofort jemand, der dort immer wieder mit ukrainischen geflohenen Schulkindern kommunizieren würde. Davon bin ich überzeugt.

 

Ganz wichtig: Am Ende einer Zukunftswerkstatt (im Kopf) steht die Realisierungsphase und der erste kleine Schritt: Eine ukrainische Schulfiliale für 10 ukrainische Schulkinder. 😎😎


p.s. Wer hören will, wie Scobees als Plattform tickt, der möge doch einmal in einen Lehrertalk von unserem Forumsmitglied Tobi hineinhören.