Kollaborativer Improvisationsunterricht

Elisabeth Theisohn aus unserem Forum hat mir irgendwann einmal das schöne Wort „Improvisationsdidaktik“ zugeworfen und ich konnte seither nicht mehr vergessen. Sie hat es in einem Zusammenhang verwendet, in dem sie den Begriff von der Musik auf Unterricht allgemein übertragen hatte. Tobias Kanthak (auch aus unserem Forum) hat sich als Lehrer und Jazzmusiker auch mit diesem Begriff beschäftigt. „Bei der Improvisationsdidaktik geht es nicht darum, irgendwas zu machen. Im Jazz ist auch nicht das Ziel, irgendwas zu spielen. Improvisation bedarf täglicher mehrstündiger Übung. Aber niemand würde einem Jazzmusiker wirklich zuhören, welcher lediglich transkribierte Soli oder eigens komponierte Soli spielt, in der Hoffnung, dass seine Mitmusiker darauf spontan eingehen. Nein, Improvisationsdidaktik lebt von spontanem Zusammenspiel und aufeinander Eingehen aller Beteiligten. Und auf je mehr Erfahrung und Übung ein Jazzmusiker zurückgreifen kann, desto spannender, interessanter und überzeugender wird der Moment der freien Improvisation. .... Als Jazzmusiker gehe ich in der Band auch auf alle ein - ein perfektes spontanes Zusammenspiel. Jeder ist dabei individuell, nicht alle haben dieselbe Rolle und nicht alle haben die gleichen (musikalischen) Kompetenzen.

Ich nehme hier einmal den Ball auf und erweitere den Begriff des agilen Experimentierens (ernsthafte Improvisation) mit dem Fokus auf das Kollaborative.

Also für die Schule verwendet:

 

 Ich nehme jetzt einfach mal folgenden Begriff als Arbeitstitel für die folgende Blogreihe

 

Das pädagogische Konzept der kollaborativen Improvisation 

 

Meine ersten Begriffsfindungsversuche will ich den Leser/innen nicht vorenthalten.

Kollaborative Improvisationsdidaktik

Kollaborative Improvisationspädagogik

Kollaborative Improvisationszentrale

Kollaborativer Improvisationsstehtisch

Kollaborative Improvisationsabteilung

Kollaborative Improvisationslandschaft

Kollaboratives Improvisationsdenken

Kollaboratives Improvisationsgefühl

Kollaborative Improvisationshaltung

Kollaborative Improvisationsintelligenz

Kollaborativer Improvisationsunterricht

Kollaborative Improvisationsstunde

Kollaboratives Improvisationstool

Kollaborative Improvisationsplattform

Kollaborative Improvisationsdigitalisierung

Kollaboratives Improvisationstheater

Kollaborative Improvisationsprojekt

Kollaborative Improvisationskonzept

Kollaborative Improvisation

Schule der kollaborativen Improvisation

Laborschule der kollaborativen Improvisation

Abteilung der kollaborativen Improvisation

 

Ich nehme jetzt also

Das pädagogische Konzept der kollaborativen Improvisation

 

Ich werde versuchen, diesen Neubegriff der kollaborativen Improvisation Kapitel um Kapitel zu füllen. Vielleicht können Überlegungen eines alten Gymnasiallehrers, der in den letzten Monaten Einblick in viele Corona-Konzepte vieler aktiver Kolleg/innen bekommen hat, ein paar aktiven Kolleg/innen eine kleine Hilfe dabei sein, sich in ihrem zeitgemäßen pädagogischen Denken nicht so allein zu fühlen. 

 

Es gibt schon sehr lange sehr viele Ansätze von erfolgreicher zeitgemäßer Pädagogik, aber die alten Gemäuer der klassischen Schule halten sich weltweit, als gäbe es einfach keine Gehirnforschung, keine Bildungsstudien, keine Wissenschaft des Lernens und als gäbe es immer noch nur diese Ideen, die vor 2-300 Jahren einmal umwerfend waren: Vorne steht ein Lehrer und erzählt denen in den Bänken, wo es lang geht. Ja klar, immer ein wenig modernisiert und aufgehübscht ... aber am Ende die uralte Sache, wie man Schule zu machen hat. Was man als Schüler/in wissen muss. Obwohl eigentlich jeder weiß, dass man heute gar nicht mehr wirklich wissen kann, was man am Ende wirklich wissen und lernen muss. Damit man in 20 Jahren auf die Anforderungen der Zukunft die richtigen Antworten finden kann. Und damit man sich in der Zukunft auch persönlich zurechtfindet.Grundlagen klar. Aber dann?

Nur mal angenommen, Corona könnte helfen, dass die Lockerungen nicht bewirken würden, dass man einfach wieder zurück geht zu den alten Strukturen der Old School, dann wäre das doch erstrebenswert - von der Zukunft aus betrachtet.

Old School ... scheinbar unkaputtbar. Weil das ja zumindest immer einigermaßen ganz gut funktioniert hat. Ein weltweites Phänomen. Ein 300jähriges scheinbares Erfolgsrezept. In Wirklichkeit so, als würde eine hoch entwickelte Gesellschaft wie die unsere bei Corona z.B. nicht auf Virologen hören. Verrückt. Aber da für Schulen Corona auch nach den Sommerferien nicht vorbei sein wird, könnte man doch da ein wenig an den alten Gemäuern rütteln. Oder Neues in die alten Gemäuer bringen. Auf Wissenschaftler/innen hören. Gehirnforscher/innen lauschen. School as usual ist nach den Sommerferien Augenwischerei. Also wäre es doch besser, zumindest ein Schuljahr lang ein bärenstarkes hochspannendes und zukunftsorientiertes Experimentierfeld zu bedienen als einen dauerklagenden Lebensraum von Lehrenden, Lernenden und Eltern.

 

Ich plädiere für

kollaborative Improvisation in jahrhundertealten Gemäuern.

 

Fortsetzung folgt