Ach ja, dieses agile Manifest. Am Anfang - und ich bin erst seit knapp zwei Jahren „infiziert“ - habe ich mich gefragt, was für einen Sinn es macht, sich in einer ganzen Branche immer und immer wieder auf dieses eine Manifest zu beziehen. Vier Sätze, die überall auftauchen, wenn man sich in agilen Denkwelten bewegt. Nicht nur in der IT-Branche und in der Industrie. Inzwischen auch immer häufiger in der Verwaltung. Prinzip: Was im Manifest rechts steht ist schon wichtig, aber was links steht ist einfach wichtiger. Die Grundidee lautet: Es geht in erfolgreichen Prozessen immer um Menschen, ihre guten Beziehungen und ihre starke Zusammenarbeit. Es geht bei erfolgreichen Abläufe um die Haltung zu allen dabei Beteiligten, speziell um die Kunden. Außerdem sollte man Abläufe jederzeit verändern können, wenn man das als sinnvoll erachtet. Unentwegtes Ausprobieren und regelmäßiges Anpassen wird zum professionellen Handeln. Und natürlich kann man dieses Grundmuster auch auf Lernen und Lehren übertragen. Dogmatisch sollte man das Ganze nicht sehen. Trotzdem: Das agile Manifest führt einen in die richtige Richtung einer zukunftskompatiblen Herangehensweise an Lernprozesse. Finde ich.
Otto Kraz
Zum agilen Manifest gehören - so habe ich schnell gelernt- sogenannte Boards, auf die man Zettelchen klebt. To do - do - done. Na ja, dachte ich am Anfang. Zettelchen in Zeiten des digitalen Wandels? Bis ich verstanden habe, dass es auch im Digitalzeitalter noch richtig effektiv ist, eine Aufgabe im Team in lauter kleine Aufgabenschnipsel zu zerlegen, um sie sich dann Stück für Stück von dem To-Do-Feld zu holen. Pull statt Push, habe ich dann oft gelesen, wäre effektiver usw usw .....Und am besten mit Zettelchen zum Umhängen am realen Board. Ich habe selbst viele Boards entwickelt und ausprobiert. Nicht nur für Teams. Auch für mich selbst. Oder im Moment für meinen Enkel. 3. Klasse. Da taucht so langsam dieses Problem „Upps, ich hätte ja bis übermorgen zehn Seiten aus dem Matheheft rechnen müssen.“ Eine Langzeitaufgabe über zwei Wochen. „Hab ich glatt übersehen. Hiiiilfe.“ Wie kann man als Drittklässler die Flut von Aufgaben überblicken? Bin gespannt, wie mein Enkel mit der Idee umgehen wird. Die Zeit wird durch einen Stab visualisiert, der sich täglich einen Schritt nach links bewegt. Kann man natürlich auch an die Wand hängen und den Stab durch einen dünnen Karton ersetzen, den man oben am Board einhängt. Wie auch immer: Falls Sie auch ein Kind oder ein Enkelkind haben, einfach mal ausprobieren. Schulkinder blicken sowas riesig schnell.
Otto Kraz