Vor rund 300 Jahren wurde in Preußen die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Die Idee: Lehrer:innen geben das bis dahin von ihnen zusammengetragene Fach-Wissen an
Schüler:innen weiter, die damit nach der Schule mit einer darauffolgenden Berufsausbildung sich und der Gesellschaft etwas Gutes tun. Auf der ganzen Welt war es zu beobachten. Länder, die die
allgemeine Schulpflicht einführten, wurden reicher. 300 Jahre ein Erfolgsrezept.
Lehrer:in lehraktiv vorne an der Tafel mit dem im Studium angeeigneten Fachwissen,
Schüler:innen lehrpassiv in den Schulbänken.
Aber schauen wir uns doch einmal die heutige Welt an. Wir Menschen haben ein globales Wirtschaftssystem geschaffen, das eine Dynamik entwickelt hat, dass einem
komplett schwindlig wird.
Vor 300 Jahren wurde von Newcomen die erste monströs große Dampfmaschine erfunden, um Kohlegruben in England leer zu pumpen.
Es dauerte 50 Jahre, bis James Watt die wesentliche Verbesserung erfand, damit man mit Dampfmaschinen Eisenbahnen konstruieren konnte.
Nochmals 50 Jahre später führ damit die erste Dampflokomotive.
Am 12. Mai 1941, stellte Konrad Zuse den Z3 der Öffentlichkeit vor. Eher unbeachtet. Erst später wurde der Z3 als erster Computer gewürdigt. „Ein Kasten, groß wie
ein Wandschrank, mit einer Speicherkapazität von gerade einmal 64 Wörtern, der drei Sekunden für eine Division oder Multiplikation brauchte. Die Begeisterung hielt sich in Grenzen: „Das große
Echo blieb aber aus: keine Presse, keine Weltsensation – es herrschte Krieg“, sagt Horst Zuse, der älteste Sohn Konrad Zuses.“(aus ingenieur.de)
Ich habe hier mal kurz Copy and Paste samt Google am iPad verwendet.
Als ich vor 50 Jahren mein Physikstudium begann, rechnete ich natürlich noch mit dem Rechenschieber. Ein Großteil meines heutigen Spezial-Wissens, mit dem ich hier
schreibe, steckt im Weltwissen des Internets, das ich beim Schreiben und Kaffeetrinken locker aufrufen kann.
Google ging 1990 online. Das erste Smartphone, mit dem heute jeder junge Mensch Weltwissen nebenbei abrufen kann, wurde durch Steve Jobs am 9. Januar 2007
vorgestellt. Vor gut 15 Jahren.
ChatGPT wurde der Öffentlichkeit im November 2022 vorgestellt. Heute hat ChatGPT wieviel Nutzer? Ich frage die künstliche Intelligente doch einfach schnell mal
selbst.
Ich: „Chattie, sag bitte einmal. Wie viele Menschen nutzen dich schon?“
Chattie: „Ich habe keine Informationen über die genaue Anzahl der Nutzer und Nutzerinnen von ChatGPT, da ich nicht in Echtzeit auf
Daten zugreifen kann. Meine Verfügbarkeit hängt von den Diensten und Plattformen ab, auf denen ich implementiert wurde, und die Nutzerzahl kann von Zeit zu Zeit variieren. OpenAI, der Entwickler
von ChatGPT, hat jedoch öffentlich verfügbare Versionen zur Verfügung gestellt, um eine breite Nutzerbasis anzusprechen. Die genaue Nutzerzahl kann also variieren, und ich habe keine aktuellen
Statistiken dazu.“
Selbst Chattie kommt also mit der rasenden Entwicklung nicht mehr so einfach mit, weil sie sich auf früheres Wissen berufen muss. Ich frage mal nach.
Ich: „Chattie. Wie aktuell ist denn dein Wissen, auf das du zugreifen kannst?“ -
„Mein Wissen basiert auf Texten und Informationen, die bis zu meinem Wissensstichtag im September 2021 verfügbar waren. Das
bedeutet, dass ich keine Informationen habe, die nach diesem Datum veröffentlicht oder aktualisiert wurden. Mein Wissen ist daher in Bezug auf Ereignisse, Entwicklungen und Informationen, die
nach diesem Zeitpunkt liegen, nicht aktuell. Ich empfehle, immer auch aktuelle Quellen zu konsultieren, um die neuesten Informationen zu erhalten.„
Alles klar, um die letzten 2 Jahre muss ich mich also selbst kümmern. 😎
Ich: „Chattie. Ich schreibe gerade einen kleinen Blogbeitrag, in dem ich zeigen will, dass heute das Welt-Wissen explodiert und es nicht mehr
zeitgemäß ist, dass man in der Schule darauf setzt, dass nur die Lehrer:innen das Wissen an ihre Schüler:innen weitergeben. Meine These: Mit dem eigenen Smartphone kann theoretisch jede Schülerin
zur SchüLehrin und jeder Schüler zum SchüLehr werden, also gleichzeitig lernen und lehren … mit Unterstützung durch den Fachlehrer. Was sagt dir dein Weltwissen-Großhirn?“
(Hinweis: Ich habe jetzt einmal den gesamten oberen Text bis zur aktuellen Frage per Copy and Paste bei ChatGPT eingegeben und bin gespannt, was sie sagt)
Chattie: „Es ist interessant zu beobachten, wie sich das Wissen und die Informationsquellen in den letzten Jahrzehnten
drastisch verändert haben. Die Verfügbarkeit von Informationen über das Internet und die Verbreitung von Smartphones haben den Zugang zu Wissen stark erleichtert und erweitert. Die Idee, dass
Schülerinnen und Schüler nicht nur passiv Wissen aufnehmen, sondern auch aktiv lernen und sogar Lehrerinnen und Lehrer für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler sein können, ist eine interessante
Perspektive.
In der heutigen vernetzten Welt ist es in der Tat sinnvoll, Schülerinnen und Schülern beizubringen, wie sie effektiv Informationen
recherchieren, kritisches Denken anwenden und ihr Wissen mit anderen teilen können. Dies kann zu einem aktiven Lernprozess beitragen und die Schülerinnen und Schüler dazu ermutigen, ihre
Interessen zu verfolgen und sich in verschiedenen Themenbereichen zu engagieren.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Lehrerinnen und Lehrer weiterhin eine wichtige Rolle spielen, indem sie Anleitung, Unterstützung und
Expertise bieten. Sie können den Lernprozess leiten, Fragen beantworten, Feedback geben und sicherstellen, dass die Informationen zuverlässig und relevant sind. Die Integration von modernen
Technologien und Informationsquellen in den Unterricht kann dazu beitragen, Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen der heutigen Wissensgesellschaft vorzubereiten.
Die Idee, dass Schülerinnen und Schüler zu "SchüLehrerinnen" und "SchüLehrern" werden können, sollte jedoch sorgfältig durchdacht und in den
Bildungskontext integriert werden, um sicherzustellen, dass sie von qualitativ hochwertiger Bildung profitieren und dass Lehrerinnen und Lehrer die notwendige Unterstützung bieten können. Es ist
eine spannende Zeit für die Bildung, da sich die traditionellen Lehr- und Lernmodelle weiterentwickeln und an die Anforderungen der modernen Welt angepasst werden können.“
Ich: „Chattie, vielen Dank erst einmal. Schlussfrage: Wenn ich als Physiklehrer für meinen Schüler:innen eine
Unterrichtsstunde über die Entwicklung der ersten Newcomen Dampfmaschine bis zur Dampflokomotive in Amerika vorbereiten will und ich hätte drei SchüLehr:innen als Assistent:innen dabei - samt
Smartphone - und vorne auf dem Tisch eine Dampfmaschine meines Vaters, die noch funktioniert: Kannst du uns einen Vorschlag für diese Unterrichtsstunde entwerfen. Also die Rolle der
SchüLehr:innen und meine Rolle als Physiklehrer einplanen?„
Chattie „Natürlich, ich kann Ihnen
einen Vorschlag für eine solche Unterrichtsstunde geben, bei der Sie als Physiklehrer zusammen mit drei SchüLehrer:innen und einer funktionierenden Dampfmaschine arbeiten können. Hier ist eine
grobe Struktur für die Unterrichtsstunde:
Thema: Die Entwicklung der Dampfmaschine von Newcomen bis zur
Dampflokomotive in Amerika
Dauer: 90 Minuten (kann je nach Bedarf angepasst werden)
Ziele der Unterrichtsstunde:
-
Die Schülerinnen und Schüler verstehen die Entwicklungsgeschichte der Dampfmaschine von Newcomen bis zur
Dampflokomotive.
-
Die Schülerinnen und Schüler können die grundlegenden Funktionsprinzipien einer Dampfmaschine erklären.
-
Die Schülerinnen und Schüler erkennen die Bedeutung der Dampfmaschine in der industriellen Revolution und für den Fortschritt
im Transportwesen.
Materialien:
-
Funktionierende Dampfmaschine oder Modell
-
Smartphones oder Tablets für die SchüLehrer:innen
-
Tafel oder Whiteboard
-
Lehrbuch oder Texte zur Entwicklung der Dampfmaschine
Ablauf der Unterrichtsstunde:
-
Einführung (15 Minuten): Beginnen Sie die Unterrichtsstunde mit einer
kurzen Einführung in das Thema und wecken Sie das Interesse der Schülerinnen und Schüler. Erzählen Sie ihnen, dass sie die Geschichte der Dampfmaschine heute selbst erforschen
werden.
-
Gruppenarbeit (30 Minuten): Teilen Sie die Klasse in vier Gruppen
auf: eine Gruppe SchüLehrer:innen und drei Gruppen Schülerinnen und Schüler. Jede Gruppe der Schülerinnen und Schüler erhält eine bestimmte Zeitspanne oder Entwicklungsphase der Dampfmaschine
zugewiesen (z. B. Newcomen, Watt, Stephenson). Die SchüLehrer:innen verwenden ihre Smartphones, um Informationen zu recherchieren und kurze Präsentationen vorzubereiten.
-
Präsentationen (30 Minuten): Jede Gruppe Schülerinnen und Schüler
präsentiert ihre Ergebnisse und teilt ihr Wissen über die zugewiesene Entwicklungsphase mit der Klasse. Die SchüLehrer:innen können die Präsentationen moderieren und zusätzliche Informationen
hinzufügen.
-
Demonstration der Dampfmaschine (10 Minuten): Zeigen Sie die
funktionierende Dampfmaschine oder das Modell und erklären Sie die grundlegenden Funktionsprinzipien. Lassen Sie die Schülerinnen und Schüler Fragen stellen und ermutigen Sie sie, die
Dampfmaschine genauer zu untersuchen.
-
Diskussion und Reflexion (5 Minuten): Schließen Sie die
Unterrichtsstunde mit einer kurzen Diskussion über die Bedeutung der Dampfmaschine für die industrielle Revolution und den Fortschritt im Transportwesen ab. Bitten Sie die Schülerinnen und
Schüler, darüber nachzudenken, wie die Technologie unsere Welt verändert hat.
-
Hausaufgabe (optional): Geben Sie den Schülerinnen und Schülern eine
Hausaufgabe, bei der sie weitere Informationen zur Dampfmaschine recherchieren oder ein kurzes schriftliches Feedback zur Unterrichtsstunde verfassen.
Durch diese Unterrichtsstunde können die Schülerinnen und Schüler aktiv am Lernprozess teilnehmen, indem sie Informationen recherchieren,
präsentieren und die Dampfmaschine aus erster Hand erleben. Die SchüLehrer:innen können als Assistent:innen agieren und den Unterrichtsprozess unterstützen.“
Ich: „Wow. Chapeau, Chapeau. Ich bin beeindruckt. Dankeschön. Bis zum nächsten Mal.“
Chattie „Bitte schön! Ich freue mich, dass Ihnen der Vorschlag gefallen hat. Bei weiteren
Fragen oder Anliegen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Bis zum nächsten Mal und viel Erfolg bei Ihrer Unterrichtsvorbereitung!“
Liebe Blogleser:innen. Mal ganz ehrlich. Schule heute noch so zu denken, wie sie seit 300 Jahren in unser aller DNA steckt, das passt einfach nicht mehr. Wir müssen
radikal umdenken lernen. Lehrer:innen benötigen einen viel größeren eigenen Handlungsspielraum, denn sie sind die wesentliche Player für die Zukunft der Schule. Ich kenne viele, die sich auf ein
starkes Zukunftsteam von Lehrer:innen und SchüLehr:innen einstellen könnten, wenn es die völlig andere Schulstruktur dafür gäbe. Innerhalb der heutigen Schulstrukturen ist es aber
unmöglich.
Wird fortgesetzt.